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27th April 2023

Ferkelbeifütterung als Selbstbausatz

Ende Oktober 2020 hat Ferkeler-zeugerin Kim Krug ihren neuen Ab-ferkelstall in Dettelbach im ­unter-fränkischen Landkreis Kitzingen (Bayern) in Betrieb genommen. Die 32-Jährige hält dort 600 Sauen mit angeschlossener Ferkelaufzucht im Vier-Wochen-Rhythmus. Neben Be-wegungsbuchten ist eine wietere Besonderheit im Stall eingebaut: Ein stationäres Ferkelbeifütterungssy-stem. In jeder der 117 Abferkel-buchten versorgt eine Trän­­ke die Ferkel zusätzlich zur Sauenmilch mit Milchaustauscher.    
Dabei entschied sich die junge Be-triebsleiterin für die Tränke „Pump’n’Grow“ vom Hersteller AB Neo aus Dänemark. „Ich habe die Tränken bei Berufskollegen im Stall gesehen und war sofort begeistert. Das System ist platzsparend, leicht zu bedienen und vergleichsweise günstig“, beschreibt Kim Krug ihre Beweggründe. Ein wieterer Plus-punkt ist, dass sie den Ferkeln zum Ende der 21-tägigen Säugezeit über die Tränken auch Wasser geben kann.

 

INSTALLATION IN EIGENLEISTUNG
Die Ferkeltränke ist als „Plug & Play“-System konzipiert. Das bedeutet, dass der Landwirt sie selbst auf-bauen und installieren kann. „Das spart Kosten für den Betrieb“, erklärt Jens Nielsen, Gebietsverkaufsleiter bei AB Neo. Er stellt die System-komponenten je nach Stallbauweise individuell für jeden Betrieb zusam-men. Es eignet sich für Herden-größen bis zu 4.000 Sauen. Für den Aufbau gibt es eine Anleitung auf Deutsch.
  
Grundsätzlich besteht das System nur aus wenigen Komponenten. Im Technikraum des Stalls steht ein Vorratstank für das Milchpulver, der ein Fassungsvermögen von 100 kg hat.  Optional ist er mit einem Trich-ter erweiterbar, sodass auch ein Big Bag zur Befüllung darüber aufge-hängt werden kann. Der Tank ist über eine Schnecke mit einem An-mischbehälter verbunden. Eine Pumpe dosiert die fertig angerührte Milch aus. Steuern kann Kim Krug das System über einen Computer an der Wand. Diesen musste sie nur ans Stromnetz anschließen und mit dem Anmischbehälter sowie der Pumpe verbinden. Der Aufbau der Anmisch- und Dosierstation war so in knapp zwei Stunden erledigt.…………………….
   Die 8 mm-dicken Milchleitungen führen zunächst vom Anmischbehäl-ter zu einem Verteiler. Von hier aus führen separate Stiche zu den Trän-ken. Mithilfe von Absperrhähnen kann jeder Stich einzeln abgesperrt werden. So kann die Landwirtin zwi-schen Milch und Wasser wechseln. Das ist praktisch, wenn im Stall ver-schiedene Abferkelgruppen in mehr-eren Abteilen untergebracht sind.
   Die Leitungen lassen sich
kinder-leicht selbst zusammenstecken. Sie verlaufen im Betrieb Krug vom Technikraum aus entlang der Decke zu den einzelnen Buchten. Auf keinen Fall dürfen die Leitun-gen zu stark abknicken, um den Milchfluss nicht zu behindern. In Kurven werden Verbindungsstücke zwischen die Leitungsabschnitte ge-steckt. Jedoch sollten möglichst we- nige eingesetzt werden, so der Rat von Jens Nielsen. Ansonsten kann das System undicht werden. 
   In die Buchtenwände aus 2,5 mm-dickem Kunststoff hat Kim Krug von oben Löcher gebohrt und die Lei-tungen in den Wänden verlegt. Das sieht optisch gut aus und erleichtert die Reinigung. Die Tränken hat sie anschließend seitlich an die Buch-tenwand montiert, etwa 3 cm über dem Boden. Diese liegen nun in be-nachbarten Buchten genau gegen-über.
   „Die Installation war sehr simpel, alle wichtigen Teile waren bereits vormontiert. Auch die Aufbauanlei-tung ist verständlich geschrieben. Vor der Inbetriebnahme war Herr Nielsen vor Ort, um noch mal alles zu überprüfen“, erklärt Kim Krug.

KLEINE, FRISCHE MENGEN
Der kompakte Anmischbehälter von Pump’n’Grow mischt Frischmilch in kleinen Mengen von 30 Litern an. Sinkt der Füllstand auf 10 Liter ab, rührt das System automatisch eine neue Mischung an. Die Pumpe hält dabei einen konstanten Druck von 3,5 bis 4 bar aufrecht. Dadurch wird ein stetiger Milchfluss gewähr-leistet.
   Überall im Abferkelstall hört man das Klapern der Metallzungen, mit denen die Ferkel das Extrafutter abrufen können. Die leichte Be-dienung, der Tränke hat jedoch auch Tücken: ”Die Ferkel Spieln manch-mal mit der Milch, so dass ein Teil in der Gülle landet”, gibt Kim Krug zu bedenken.  Eine Einrichtung, die das Überlaufen der Tränke verhindert, is bei Pump’n’Grow nicht vorhanden.
  
Das System rührt die Milch nicht rund um die Uhr an. Ab 1 Uhr nachts mischt es keine neue Portion mehr an. Ab dann fügt die Pumpe nur noch Wasser hinzu. So ist die wertvolle Milch am nächsten Morgen Gross- verbraucht und Kim Krug kann den Behälter dann entleeren                     
  
Wichtig ist auch bei diesem Fütterungssystem die Hygiene. Jeden Morgen steht eine Reinigung von Behälter und Leitungen auf dem Plan. Das Reinigen übernimmt größtenteils die Anlage. Die Be-triebsleiterin muss nur das ent-sprechende Programm starten. Im täglichen Wechsel fügt sie ent-weder sauren oder alkalischen Rei-niger hinzu. Dafür gibt der Com-puter genaue Anweisungen. Die Reinigung läuft anschließend voll-automatisch.
   Handarbeit ist hingegen die Säu-berung der Tränken. „Ich reinige sie jeden Morgen mit einem Teig-schaber. Dabei entferne ich alte Milchreste und Fliegen“, erklärt Landwirtin Krug. Kot findet sie dabei nicht in den Schalen. Die Ferkel halten die Tränken größ-tenteils sauber, so ihre Erfahrung.
Die meisten Milchpulver benötigen warmes Wasser zum Anmischen. Das Pump’n’Grow-System mischt die Milch dagegen ausschließlich mit kaltem Wasser an. Deshalb verwendet Krug das Milchpulver „DanMilk“, ebenfalls von der Firma AB Neo. Das Mischverhältnis be
beträgt 130 g Pulver pro Liter Wasser. „Die Milch darf nicht zu dickflüssig sein, ansonsten verstop-fen die Schläuche“, warnt die Ferkelerzeugerin.
   Im Betrieb Krug erhalten die Ferkel die Milch ab dem vierten Säugetag. Aufgrund der kurzen Säugedauer von nur 21 Tagen stellt Kim Krug die Tränke erst zwei Tage vor dem Absetzen auf Wasser um. In den 15 Tränketagen benötigt sie pro Ferkel so knapp 600 g Milchpulver. Das schlägt mit ca. 1,65 € pro Ferkel zu Buche. Im Sommer kann der Bedarf 
an Ferkelmilch jedoch auch steigen, wenn die Säugeleistung der Sauen bei heißeren Außentemperaturen zurück geht.                       .
   Sehr gut gefällt Kim Krug, dass sie über die Technik auch andere Flüs-sigkeiten verfüttern kann. Bei ihr erhalten die Ferkel zusätzlich flüs-siges Eisen über die Milch. Eine Extrapumpe dosiert davon 50 ml je kg Milch ein. Die Kosten liegen bei 10 Cent pro Ferkel. Neben Eisen enthält das Präparat auch Vitamin B12, Zink, Kupfer, organische Säuren und Salze. „Früher haben wir Eisen nur intramuskulär verabreicht. Die Ferkel haben jetzt eine kräftigere Hautfarbe und höhere Zunahmen“, so die Beobachtung von Landwirtin Krug.

HÖHERE WACHSTUMSLEISTUNGEN
Die Ferkel scheinen mit dem System gut klar zu kommen. „Zu Anfang wagen sich meist die größeren Wurfgeschwister an die Tränke. Sie sind neugieriger und haben den größten Hunger“, berichtet Krug. Nach und nach trauen sich aber auch die kleineren Ferkel an das System heran, sodass letztlich alle Ferkel eines Wurfes die Tränke gleich intensiv nutzen. Bewährt hat sich das Beifütterungssystem auch in Hinblick auf die Gesundheit der Sauen. Sie verlieren deutlich weniger Körpersubstanz während der Laktation. Außerdem stellt Krug weniger Schulterläsionen bei den Tieren fest.
   Eine ausreichende Biestmilchauf-nahme an der Sau ist der Be-triebsleiterin dennoch sehr wichtig. Sie setzt Ferkel, die nach der Geburt bereits genügend Biestmilch aufge-nommen haben, ins Ferkelnest, sodass alle Ferkel lange genug am Gesäuge trinken können.
Den Wurf-ausgleich macht sie ebenfalls erst nach 24 bis 48 Stunden. Ab dem 3. Wurf füllt sie alle Würfe bis auf 13 Ferkel auf. Jüngere Sauen ziehen dank der Zufütterung sogar 14 bis 15 Ferkel problemlos auf. Die Übrigen kommen zu Ammensauen, diese machen etwa 15 % der Abferkel-gruppe aus. Dafür wählt sie aus-schließlich Jungsauen aus. Kim Krug ist dabei wichtig, dass möglichst viele Ferkel bei der eigenen Muttersau bleiben. Daher sortiert sie die Ferkel auch nicht zusätzlich nach Größe, sondern gleicht nur die Anzahl pro 
Sau aus. Aber nicht nur die Sauen profitieren vom System. Durch die zusätzliche Ferkelmilch konnte Krug das Absetzgewicht der Ferkel um 0,5 bis 0,75 kg auf im Schnitt 6,7 kg steigern. 

ERGÄNZUNG ZUR SAUENMILCH…….
Nach nunmehr einem Jahr Erfahrung hat Kim Krug die Investition in Höhe von ca. 100 € pro Abferkelbucht nicht bereut.                              .
   „Am Anfang hatte ich zunächst die Befürchtung, dass die Ferkel durch die einfache Bedienung nur noch die Tränke nutzen und die Sauen nicht mehr richtig ansäugen“, räumt die Landwirtin ein. Die Sorge war jedoch unbegründet, da die Ferkel das Ge-säuge weiterhin gut annehmen.
   Deshalb würde sie das System nun auch anderen Sauenhaltern emp-fehlen.
„Ich kann die Milch über die mehr, nutze ich das System weiter als Wassertränke“, betont Krug.

 

Verteilerhähne flexibel zuteilen. Brauchen die Ferkel die Milch nicht Wasser umstellen und so Kosten einsparen. Das System macht sich aufgrund der im Vergleich zu ande-ren Beifütterungssystemen niedri-gen Investitionskosten und höheren Wachstumsleistungen im Betrieb gut bezahlt.                                 .
   Bislang gab es darüber hinaus keine Ausfälle des Systems im Betrieb, alle Schläuche halten dicht. „Das Tränkesystem ist wenig stör-anfällig. Lediglich die Dichtungen der Pumpe müssen wir in absehbarer Zeit austauschen“, resümiert Kim Krug. Sollten doch mal Probleme auftreten, ist das Serviceteam des Herstellers jederzeit erreichbar. Bei größeren Problemen kommt ein Techniker vorbei. Bis dato konnte Kim Krug aber alle Fragen per Telefon klären.